Gegründet 1908 als „Club fideler Sonnenbrüder“ direkt zwischen dem Strandbad Wannsee und dem Berliner Yacht Club gelegen, blicken wir auf eine über 100jährige Vereinsgeschichte zurück. Wurde früher der Badebetrieb im Strandbad ehrenamtlich unterstützt, so bieten wir unseren Mitgliedern heute ein breites sportliches Angebot von Schwimmen bis Segeln, von Nordic-Walking bis Yoga.
Sonne 08 im Tagesspiegel-Archiv
Vereinschronik
1906
Am Ostufer des Wannsees treffen sich regelmäßig junge Menschen, die das flache Wasser nutzen, um zu baden und sich zu sonnen. Das Baden im Wannsee war damals verboten und die Polizei vertrieb regelmäßig die Badenden.
1907
Für das Freibad Berlin-Wannsee werden 200 m Strand freigegeben. Aufgrund des großen Andrangs wurden Polizisten eingesetzt, um den Badebetrieb zu regeln.
1908
Am Nordende entwickelt sich aus dem Freundeskreis um den späteren Strandbaddirektor Herrmann Clajus der „Club der fidelen Sonnenbrüder“, die ehrenamtlich den Freibadbetrieb unterstützen. Die Badestelle wird auf 400 m ausgeweitet.
1914-1918
Aufgrund des Ersten Weltkriegs kommen deutlich weniger Badegäste.
1921
Herrmann Clajus wird Sonderkommissar der Verwaltung des nun unter städtischer Kontrolle befindlichen Freibades. Umkleiden und Toiletten werden erweitert, Trinkwasser-Zapfstellen errichtet.
1924
Der „Club der fidelen Sonnenbrüder“ wird seriös und als Freibadverein „Sonne 08“ ins Berliner Vereinsregister eingetragen. Gemeinsam mit den „Wannseaten“, deren Verein sich am Südende des Strandes entwickelt hatte, machen beide Vereine aus der ehemals wilden Badestelle ein ordentlich funktionierendes Freibad. Die Strandbadverwaltung genehmigt den Vereinen die Errichtung von kleinen Holzhäuschen
(maximal 3 x 2,5 x 6 m) am Nord- und Südende des Geländes.
1928
Im Strandbadbereich kommt es häufig zu politisch motivierten Schlägereien zwischen Nationalsozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten. Strandbaddirektor Clajus geht mit Hausverboten gegen Nazis vor.
1930
Der Bau des Strandbades Wannsee ist fertig gestellt und lockt 1,3 Millionen Badehungrige an den See.
1933
Die Nationalsozialisten übernehmen die Macht. Die politische Lage treibt den Sozialdemokraten Herrmann Clajus am 18. März 1933 in den Freitod. Er erschießt sich in seinem Büro im Strandbad, als er erfährt, dass die Nazis ihn seines Amtes entheben wollen.
1934
Die Nazis übernehmen das Strandbad. Auch der Verein wird „arisiert“ und bekommt einen linientreuen 1. Vorsitzenden vorgesetzt. In der Folge treten viele langjährige, sozialdemokratisch geprägte Mitglieder aus dem Verein aus.
1936
Im Vorfeld der Olympischen Spiele in Berlin gibt es zahlreiche sportliche Aktivitäten im Strandbad und auf dem Vereinsgelände.
1939
Rekrutenwerbung im Strandbad und im Verein
1940
Am Nordende des Strandbades wird ein Kriegsversehrtenbad eingerichtet.
1944
Mehrere Mitglieder nutzen ihre Lauben als Notunterkünfte, weil ihre Stadtwohnungen ausgebombt sind.
1945
Bei Kriegsende, im April 1945 rettet das Vereinsmitglied Karl Obermeit die Kolonie vor dem Abbrennen durch vorrückende russische Soldaten. Er macht ihnen auf Russisch klar, dass die Kolonie von Sozialisten und Arbeitern bewohnt würde. Bereits im August gab es wieder ein Kinder- und Sommerfest.
1946
Die Amerikaner übernehmen das Bad von den Russen und geben es wieder für Besucher frei. Im Verein wird streng auf die Moral geachtet. Unverheiratet darf man die Lauben selbst im Ausnahmefall nicht nutzen, geschweige denn sich gemeinsam in die Hinterlaube begeben. Für 1934-1947 gibt es keine offiziellen Unterlagen wie Protokolle oder Niederschriften über das Vereinsleben. Offenbar wurden diese am Kriegsende vernichtet.
1949
Die Währungsumstellung bedeutet für die Mitglieder aus dem Ostsektor eine ausgesprochene Härte. Der Verein beschließt, dass die jährliche Pacht eins zu eins bezahlt wird – 6 DM West bzw. 6 DM Ost.
1951
Ein Gemeinschaftswaschraum ersetzt das Schrubben mit Kernseife oder Sand im See
1957
Elektrifizierung der Kolonie. Die Kosten müssen von den Vereinsmitgliedern gemeinsam aufgebracht werden, was für viele eine große Belastung bedeutet. In der Folge wird jedes offene Feuer in und zwischen den Hütten verboten.
1961
Am Sonntag, den 13. August, werden die Grenzen nach Westberlin geschlossen. Verunsicherte Vereinsfreunde begleiteten Nachbarn, die sie lange nicht wieder sehen sollten, bis an die Grenze.
1965
Von den Wannseeterrassen aus melden Passanten das traditionelle, weithin sichtbare Lagerfeuer am Strand irrtümlich bei der Notrufzentrale und lösen einen Großeinsatz der Feuerwehr aus. Seitdem gibt es kein Lagerfeuer mehr am Strand.
1968
Die lange umstrittene Straßenbeleuchtung wird gebaut.
1970
Nach langer Debatte um Kosten gibt es nun Warmwasserduschen.
1971
Die Sandwege zwischen den Hütten erhalten einen Belag aus Steinplatten. Erste tragbare Fernsehgeräte kommen auf. Der Fernseher verändert das Vereinsleben: Im Laufe der Jahre wurden es immer mehr Geräte und die abendlichen Treffen in froher Runde immer seltener.
1972
Die Müllverbrennung des Strandbades im Gebäude hinter der Kolonie wird aus Umweltschutzgründen eingestellt. Rauch und Gestank fallen endlich weg.
1979
Überprüfung der Elektrik, da die Zahl der elektrischen Geräte rapide zunimmt.
1980
Die Havel wird höher gestaut, der Strand deutlich kleiner.
1984
Windsurfen kommt auf und begeistert viele Vereinsmitglieder.
1990
Nach dem Fall der Mauer kommen einige, wenige Mitglieder aus dem Ostteil Berlins zurück an den Wannsee. Die meisten waren inzwischen verstorben.
1996
Da sich nicht genug Helfer finden, kann das Vereinsfest nicht in der traditionellen Form gefeiert werden.
1998
Zum 90-jährigen Jubliäum wird ein neuer Fahnenmast für die ebenfalls erneuerte Vereinsfahne errichtet.
2002
Ein extrem schwerer Sturm knickt Bäume und verwandelt die Kolonie in Windeseile in einen Urwald. Auf dem Zeltplatz auf Schwanenwerder erschlägt ein umstürzender Baum zwei Jugendliche.
2004
Sonne 08 wird Sportverein. Seit Gründung des Vereins wird hier Sport getrieben. Nun fördert der Verein auch ganz offiziell den Jugend-, Breiten-, Gesundheits- und Seniorensport.
2006
Sonne 08 wird als gemeinnütziger Sportverein das 290. Mitglied im Berliner Turnerbund und damit gleichzeitig Teil des Landessportbundes Berlin. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport erkennt Sonne 08 als förderungswürdige Sportorganisation an. Das ist ein sehr wichtiger Schritt in der Vereinsgeschichte, der an die ursprünglichen Wurzeln aus der Arbeiterturnbewegung anknüpft.
2008
Das 100-jährige Jubiläum wird in damals zeitgemäßer Kleidung auf dem festlich geschmückten Vereinsgelände bei herrlichem Wetter begangen. Ein Vereinsmitglied arbeitet sich in mühevoller, nächtelanger Kleinarbeit durch alte Akten, die die Basis für eine Festschrift-Sonne 08 bildet.